Kampagne 2023

1. Grabungskampagne

Die 1. Grabungskampagne fand im Zeitraum von 2. bis 14. Mai 2023 statt.

Ziel der internationalen Kooperation ist es, den antiken römischen Hafen in Polače auf der Insel Mljet zu untersuchen.

Der ausführliche Grabungsbericht wurde auf der letzten Konferenz "In Poseidon´s Realm" 2023 in Begrenz vorgestellt und ist in gedruckter Form in der aktuellen Ausgabe der "Skyllis - Zeitschrift für Unterwasserarchäologie" erschienen.

Während der Grabungskampagne wurden drei Grabungsareale freigelegt und unterwasserarchäologisch untersucht:

  • Sektor 1: vor dem spätantiken architektonischen Komplex, sog. römischer Palast
  • Sektor 2, Quadranten A–K: Kaianlage und Verladeplatz für Schiffe
  • Sektor 3, Quadranten A–C: sog. Fischzuchtanlage

Während der Kampagne wurden insgesamt 15 Grabungsschnitte angelegt. Erste Fundanalysen haben ergeben, dass das archäologische Material in der römischen Kaiserzeit beginn, überwiegend jedoch in die spätantike Zeit datiert (4.–6. Jh. n. Chr.).


Sektor 1

Sektor 1 liegt direkt vor dem sog. römischen Palast. Aufgrund dessen Nähe und des modernen Küstenverlaufs des Strands ist die stratigraphische Situation in Sektor 1 recht komplex, da das archäologische Material durch rezente Bauphasen teilweise bedeutend gestört ist. Neben chinesischer Importkeramik des 20. Jahrhunderts gehörten auch Terra-Sigilata Scherben der römischen Kaiserzeit in den durchmischten Fundkomplex in bis zu 1 m Tiefe. Auffälligerweise konnten im daran anschließenden Stratum die Überreste eines antiken Mauerwerkes inkl. erhaltener Spuren von Mörtel ergraben werden. Nähere archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass es sich dabei um Reste der Mauer und Teile des Turmes des davor liegenden sog. römischen Palast handeln.

Sektor 2

Sektor 2 liegt parallel zum modernen Strand nordwestlich von Sektor 1. Es handelt sich um eine rhombusartige etwa 20 x 40 m große Struktur unter Wasser, die als römische Hafenanlage gedeutet wird. Tatsächlich konnte während der hiesigen Grabungskampagne eine Art Plattform bestehend aus bearbeiteten Steine verschiedener Größen bestätigt werden.


Sektor 3

Sektor 3 liegt nordwestlich von Sektor 2. Es handelt sich um eine etwa 20 x 20 m große quadratische Struktur, die aufgrund ihrer Form, Lage und vergleichbarer Komplexe vorläufig als eine Anlage zur Fischzucht interpretiert wird. Die unterwasserarchäologischen Untersuchungen haben ergeben, dass die Mauern aus bearbeiteten rechteckigen Steinblöcken bestehen, die vermutlich von einer Art Wellenbrecher zum offenen Meer hin geschützt wurden.

Fazit 

Die unterwasserarchäologischen Untersuchungen der Grabungskampagne 2023 konnten bestätigen, dass es sich um eine künstliche von Menschen geschaffene Hafenanlage handelt. Die Datierung des Keramikhorizonts stimmt überein mit der Bau- und Nutzungsphase des sog. römischen Palastes, des spätantiken Gebäudekomplexes ( 4. - 6. Jhr. n. Chr.).

Weitere Fragen ergeben sich nach wie vor bzgl. der Bau- und Konstruktionsweise der Hafenanlage, insbesondere in Sektor 2 und 3.
Die Form und Konstruktion von Sektor 2 unterstützten zwar die These, dass es sich um eine antike Kaianlage zum Anlegen von Schiffen handelt, dennoch bleiben Fragen bzgl. der genauen Bauweise offen.
Ebenso auch in Sektor 3, wo der parallel zur Küste verlaufende Mauerverlauf bislang nur zu vermuten ist, aber noch nicht bestätigt werden konnte.


Ausblick

Die archäologischen Arbeiten in den Sektoren 2 und 3 werden in der Grabungskampagne 2024 fortgesetzt. Aufgrund des starken Störhorizontes in Sektor 1 liefen hoffentlich die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Untersuchungen tiefere Einblicke und Hinweise, die über ein Fortsetzen der Arbeiten in diesem Sektor entscheiden.